Kaugummi kauend schlendert Joachim Löw von hinten auf einen Balljungen zu. In bester Lausbubenmanier stupst der Bundestrainer dem Burschen in Kharkiv den Ball aus dem Arm. Diese harmlose Aktion sorgt nun für Ärger – aber nicht für Löw, sondern für die Europäische Fußball-Union. Die UEFA schnitt die Szene in der 22. Minute in die Live-Übertragung der EM-Partie gegen die Niederlande (2:1), obwohl sie sich bereits vor dem Match abgespielt hatte.
Die UEFA hat eine Produktionsfirma mit der Erstellung des Fernseh-Weltbildes beauftragt und sieht sich nun mit Vorwürfen der Manipulation und Zensur konfrontiert. Motive wie Flitzer im Stadion oder provokative Plakate passen nicht ins Bild des Verbandes. Die EM in Polen und der Ukraine soll eine stimmungsvolle Party sein.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) forderte ZDF und UEFA auf, „die Manipulation der Fernsehbilder“ umgehend aufzuklären. „Die Öffentlichkeit hat über die Gebührenzahler hinaus Anspruch auf eine authentische Berichterstattung und Aufklärung darüber, ob es tatsächlich manipulierte Bilder gegeben hat“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.
Die UEFA bestätigte den Vorgang und verwies auf die alleinige Verantwortlichkeit des für das Spiel zuständigen Regisseurs des Weltbildes. „Es ist nicht unüblich, dass solche Szenen auch mal in die Live-Übertragung eingespielt werden“, sagte ein Sprecher der Europäischen Fußball-Union. Die UEFA könne diese Vorgänge aber aktuell nicht kontrollieren und steuern.
Die UEFA bestritt, unliebsame Motive bewusst auszublenden. Feuerwerkskörper oder Fahnen seien stets auch auf den TV-Bildern zu sehen gewesen, betonte der Verbandssprecher.
Das übertragende ZDF wies den Vorwurf der Bilder-Manipulation zurück. „Der Regisseur des Weltbildes hat die Szene in die Live-Übertragung eingespielt. Die Verantwortung liegt ausschließlich bei ihm“, erklärte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz. „Wir haben keinerlei Einfluss auf das Weltbild.“ Alle seien von der Einblendung überrascht worden und hätten nichts davon gewusst. Das gelte auch für Reporter Bela Rethy und für Moderator Michael Steinbrecher.
Also, wenn ich „überrascht“ bin, dann entgleitet mir ein „Uff!“ oder „Was soll denn das?“ oder „Das ist aber eine nette Überraschung!“. Irgendwas auf jeden Fall mit Frage- oder Ausrufezeichen.
Der Rethy und der Steinbrecher scheinen wahre Wunderkinder der Selbstbeherrschung zu sein…. anyway: „Life is TV-Recording, nana-na-nana!“
Via: Stern.de
Ich hab die ganze Geschichte gestern im Radio gehört, wie oben erzählt. Daß man sich bei diesem Vorfall ausgerechnet um die Macht, die Ohnmacht und das Immer-Gemachte der Bilder unnütze Gedanken macht, ist wirklich grandios. Als gäbe es nicht eine Medienkritik mit etwa hundert Jahren bester Tradition … Gut notiert! – Ich denke, Löw wird heut abend (gegen die Dänen) nicht mehr passieren, was auf jedem noch weitgehend unbeobachteten Fußballplatz zum Glück noch statthat: Spaß, Witz und Neckerei.
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