Ägyptens Pyramiden sind nicht nur für Touristen eindrucksvoll, sondern auch ein Zeugnis jahrtausenderlanger Sklavenarbeit. Steine schleppen, Hunger, Durst und Mund halten, das war die Devise der alten Pharaonen und ist in leicht abgewandelter Form auch die Devise der Nassers, Sadats und Mubaraks. – Moderne Pharaonen treten modern ab, über ihr Schicksal wird letztendlich global entschieden.
Und der globale Tonangeber aus den USA, Barak Obama, zeigte spätestens am Donnerstag mit dem Daumen nach unten und bedeutete dem Militär, entweder den Pharao auszuwechseln oder mit finanziellen Einbußen im USA-finanzierten Etat rechnen zu müssen.
Das soll den Verdienst von Ägyptens Sklaven, die sich ihr Recht auf Versammlung, Redefreiheit und Facebook ertwittert haben, keinesfalls schmälern. Das war bisher auf jeden Fall kein vornehmlich islamistischer Aufstand, sondern ein Aufstand mit dem Ziel, sich Brot und Arbeit und damit einen bescheidenen Wohlstand zu erkämpfen. Deshalb darf sich auch ein marxistisch denkender Mensch wie ich erst mal freuen und sich aus der Ferne daran ergötzen, daß wieder mal so ein Großkotz gestürzt wurde.
Die westlichen Demokratien und ihre scheinheiligen Wortführer allerdings erfüllt eine andere Art von gebremster Freude – Ihnen geht es ausschließlich um den Suezkanal und stabile Verhältnisse, um dort weiterhin Ressourcen für die ihre Hochindustriegesellschaften möglichst billig heranschaffen zu können. Und so reisen die Westerwelles und Merkels durch Nah-und Fernost und führen als lästige Pflichtübung das Wort Menschenrechte im diplomatischen Gepäck mit. China, Nordkorea, der Iran und Lybien, um nur einige der widerlichsten Diktaturen unserer Zeit zu benennen dürfen weiterhin ihre Opposition einsperren, steinigen, hängen und sonstwie unterdrücken. Und der Pharao hatte auch dreißig Jahre lang ein leichtes Spiel. Deshalb kommen bei den Westerwelles und Merkels, bei den Sarkozys und Junckers verschwurbelt widerliche Sätze zustande, bei denen man schon Diplomatie als zusätzliche Fremdsprache studiert haben muß, um sie deuten zu können. Die Diplomatenlyrik geht dann so:
“Wer den Wandel des Prozesses gestaltet, ist ausschließlich Sache des ägyptischen Volkes“ oder: „Der Geist der Freiheit ist aus der Flasche“. (Westerwelle)
Mal abgesehen davon, daß die Flasche ohne jeden Geist auf den Namen Guido hört und hoffentlich bald im Altglascontainer entsorgt wird, wird dabei klar, daß derlei Figuren niemals einen einzigen klaren Satz sagen werden. Für diese Sorte Mensch ist die Welt ein Spielfeld, Demokratie halt ein notwendiges Übel und Menschenrechte bestenfalls lästig. Man kann sie sich ohne Schwierigkeiten als Funktionäre auch in Weissrussland oder Uruquay vorstellen, bereit, sich jeder angeblich erforderlichen Notwendigkeit anzupassen und hemmungslos zu opportunisieren.
Das ägyptische Sklavenvolk wird – so es die von der europäischen Union angebotene Hilfe beim Übergang zur Demokratie annimmt -vor allem sehr schnell Funktionäre vorgesetzt bekommen, die in beängstigender Weise dem Westerwelle und der Merkel gleichen.
Und da diese Funktionäre – so ist zu befürchten, dem gleichen Vorurteilen gegenüber Israel frönen, die auch Guido, Angela und Co so gerne pflegen, ist zu befürchten, daß Israel es noch sehr viel schwerer haben wird, mit offen antisemitschen Regierungsteilen des vielleicht demokratichen Ägypten sein Existenzrecht zu sichern.
Für Linke gilt, ebenso global wie für die Herrschenden, wachsam zu bleiben und die Entwicklung ganz genau zu verfolgen, die die bisherigen Sklavenhalterstaaten nun vor sich haben. Ägypten ist nur Dominostein Nummer zwei – weitere könnten bald folgen.
Was Du über „Diplomatenlyrik“ sagst und über die „schein-heilige“ Rolle „des Westens“: ja. Zuerst brauchen Menschen gesicherte Nahrung, Wasser und Wohnung (Marx), alles was von außen an hehren „Werten“ zugetragen wird, kann dann von einem freien Kopf zurückgewiesen oder bedacht werden.
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