Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral. – Uli Hoeneß lebt dieses brecht’sche Bonmot mit Wurst und Seele.
Jetzt kann ich natürlich wie viele andere derzeit fragen, was denn den Uli auf die schiefe Bahn gebracht hat und darüber spekulieren, warum er – auch als die Schlinge sich schon zuzog – immer noch glaubte, ihm könne nichts passieren und immer noch vollmundig als Moralinstanz durch die Talkshows tönte.
Das muß wirklich was mit „Kleiner-Mann-ganz-groß“ Mentalität zu tun haben, denn nur so ist zu erklären, daß er so seltsam distanziert über „die Reichen“ dozierte, die ihre Steuern doch besser in Deutschland als „in der Schweiz und in Österreich“ zahlen sollten. Irgendwie sah sich der Bayernpräsident weder als Normalbürger noch als Reicher. Er war halt Hoeneß, der Metzgersohn aus Ulm, Eselsberg vom Unterer-Hasenkopf-Weg, der außerhalb aller Arm-reich-Kategorien allen Deutschen erzählen konnte, durfte, mußte, nach welcher Moral hierzulande zu leben sei.
Ich vermute mal, daß er sein Schweizer Nummerkonto weitgehend verdrängt hat, obwohl er es sicher regelmäßig nachfüllte.
Nun kommt also der tiefe Fall, und so lernt der Uli , wie sich seine bisherigen Freunde in Rekordzeit von ihm absetzen, sei es der Seehofer oder die CSU-Landesgruppenchefin im Bundestag, sie alle haben heute Mühe, ihn überhaupt noch zu kennen. Wenige Freunde werden übrigbleiben, aber das ist eben auch eine Lehre, die wir wohl alle mal machen müssen.
Viel interessanter allerdings ist die Frage, wie das eigentlich funktioniert. Da hat der Uli also einen Haufen Geld. Das liegt erst mal bei einer Sparkasse auf dem Girokonto oder auf dem Sparbuch.. Und dann? Wer transferiert das Geld? Die Millionen? Ich muß die Zinsen meiner Ersparnisse versteuern, da ist die Bank hinter mir her wie der Teufel hinter dem Weihwasser.
Hoeneß aber offensichtlich nicht. Statt dem Antrag auf den Zinsfreibetrag und dann der Abgabe einer Einkommenssteuererklärung hat er offensichtlich das Know-How und die entsprechenden Helfer und Helfershelfer bei seiner Sparkasse / Bank, die er beauftragen kann, einen Großteil seines Vermögens in die Schweiz zu transferieren und dort zinsbringend anzulegen.
Ich nehme mal an, es ist das Geld, das er mit den Nürnberger Würstchen verdient. Allerdings wäre bei dieser Ich-bringe-Geld-auf-die-Seite-Mentalität von Uli Hoeneß natürlich auch zu fragen, ob er in seiner Funktion als Geschäftsführer des FC Bayern alles über das deutsche Vereinskonto abgewickelt hat oder ob es da auch einen Schweizer Ableger gibt.
Die Frage ist also hauptsächlich, wie man den Sumpf trockenlegt, in dem Hoeneß und Konsorten so trefflich immer reicher und fetter werden.
Und das ist die Frage, welche Rolle die deutschen Banken spielen und wann endlich die Helfershelfer in den Chefetagen der Banken zur Rechenschaft gezogen werden.