Während man sich natürlich darüber freuen kann, daß die CDU/FDP in Baden-Württemberg in Kalamitäten kommt, ist andererseits zu fragen, welchen Sinn es inhaltlich gibt, gegen Stuttgart 21 eine sogenannte Bürgerbewegung zu betreiben.
Getragen von linken und grünen Gruppierungen, von Öko-Freaks und Denkmalromantikern, von den „Anstiftern“ und dem „BUND“ ist die größte Bürgerbewegung in Deutschlands Süden seit dem Kampf gegen das geplante Kernkraftwerk in Whyl gegen Stuttgart 21 entstanden.
Diese richtet sich einerseits gegen die Neubaustrecke Ulm-Stuttgart und andererseits gegen die Tieferlegung des Stuttgarter Hauptbahnhofes und den Abriß des derzeitigen Kopfbahnhofes. – Alles zusammen würde zuviel kosten, unwirtschaftlich sein und die Stadtqualität Stuttgarts mindern.
Da stellt sich schon die Frage, warum ausgerechnet Ökos und Müslis sowie linke Menschen sich an diesem Projekt so dermaßen echauffieren (jenseits des angenehmen Nebeneffekts, daß die Regierung Mappus in Schwierigkeiten kommt).
Neubau und Modernisierung der Strecke Ulm-Stuttgart sind ein absolut wichtiges Essential, um die Bahn konkurrenzfähig zu machen und zu halten. Die neue Streckenführung wird von weiten Teilen der Bevölkerung Oberschwabens gewünscht und getragen und ist der entscheidende Faktor, um die Wirtschaft entlang der Achse München-Augsburg-Ulm-Stuttgart zu stärken und als Standortregion attraktiv zu bleiben.
Die alte Barracke Hauptbahnhof nun zu einem Kulturgut und „Meisterwerk ersten Ranges“ hoch zu stilisieren ist ja ganz nett, aber wohl vor allem eine Geschmackssache. An dem alten Backsteinhaufen ist vor allem richtig, daß er alt ist. Und sein Abriß kein essentieller Verlust für Stuttgart und den Rest der bahnfahrenden Menschheit.
Mappus und die CDU/FDP stehen – während man sich an Stuttgart 21 verausgabt, für den strammen Ausbau der Autoindustrie und der Autobahnen. Im schwäbischen Autoländle gilt das Auto als „Heiliges Blechle“ und diese Politik ruft kaum Widerstand hervor. Wen wunderts: Es ist auch das Land, in dem die grüne Schickeria das Fahrrad huckepack auf dem Volvo hat, mit diesem in die Innenstädte fährt und sich dann die letzten Meter vom Parkhaus mit Fahrrad und Korb auf den Wochenmärkten zeigt.
Und Mappus und Co. stehen für eine ebenso stramme Beibehaltung, ja, den Ausbau der Kernkraft. Sie sind seit Jahr und Tag mit der Energiewirtschaft ebenso verbandelt wie mit der Autoindustrie.
Schwachsinnig, ausgerechnet gegen die Bahn und die Möglichkeit, zukünftig Güter und Personen wieder verstärkt dort zu bewegen, Sturm zu laufen.
Und den alten Backsteinhaufen konservieren zu wollen.
Politik von unten sieht anders aus. Sie hat das Gesamte im Auge und sollte sich besser um die Machenschaften der Auto-und Energieindustrie kümmern.
Und nebenbei zur Kenntnis nehmen, daß der Widerstand gegen Stuttgart 21 nicht von der Bevölkerungsmehrheit im Ländle getragen wird.
Denn es ist – jenseits aller Kosten – tatsächlich ein Zukunftsprojekt, zu dem man stehen kann.
Quellen: