Ein nahezu perfektes Erlebnis war unser Konzertbesuch in der LanXess-Arena Köln, als Dolly Parton dort am 5. Juli das Erste von zwei Konzerten in Deutschland auf ihrer Welttournee gab. Gerade vom Glastonbury-Festival gekommen, bei dem sie von 100.000 enthusiastischen Fans zur „Queen of Glastonbury“ gekürt worden war, spielte Dolly auch in Köln sowohl Songs aus ihrem neuen Album „Blue smoke“ als auch wohlbekannte Songs aus ihrer langjährigen Karriere. Mittlerweile ist sie 68 Jahre, aber ein Energiebündel ohnegleichen, die mühelos die geschätzt fünf-sechstausend Fans in der nicht ganz ausverkauften Köln-Arena vom ersten Song an -„Girl-on-fire“ von den Sitzen riss.
Blue-Smoke, das ist das Album, mit dem sie auf Anhieb die Number-One der amerikanischen Country-Charts erreichte und mit dem sie nun auch mehr als 100 Millionen Albums verkauft hat.
„Blue Smoky Mountains“, das sind die Berge Ihrer Kindheit in Tennesee, in denen sie mit 11 Geschwistern in bitterer Armut aufwuchs, die sie in dem Song “ Coat of many colours“, den sie selbst als ihren Lieblingssong bezeichnet, so eindrücklich und bewegend schildert.
Dolly lieferte vor allem im ersten Teil ihrer perfekt inszenierten Show ein Feuerwerk ihres großen Könnens ab – nicht nur ihre Stimme füllte mühelos die riesige Arena, sondern für mich echt erstaunlich war auch ihr großes instrumentales Können – mühelos spielte sie zu fast jedem Song ein anderes Instrument, das reicht von der Gitarre (sic!) über das Dobro, Mandoline, Banjo und Violine hin bis zum Klavier, am Bemerkenswertesten war für mich, daß sie auch das Saxophon excellent blasen kann ( von ihr allerdings als „Sex-ophon“ ins Mikro gehaucht angekündigt).
„Blue Smoky Mountains“, das steht auch für Dollies Schlagfertigkeit: So scherzte sie, daß manche sagen, sie hätte die Gipfel der „Smoky Mountains“ mitgenommen und deutete dabei auf ihre Brüste. Und unkte weiter: „The bigger the hair, the closer to God!“
Fast alle ihrer neuen Songs wurzeln in ihrer Herkunft und der Tradition von Tennessee – sie erzählt darin vom (kargen) Leben ihrer Eltern, der Railway mit dem one-way-Ticket in die große Welt und doch auch, und das bewegt am Meisten in ihrem großen Repertoire, von ihren eigenen Verletzungen, die sie erfahren hat und – so ulkt sie heute dann – als Songs sehr viel Geld einbringen, denn es “ sei ja nicht billig, so ordinär auszusehen wie sie“.
So hat beispielsweise ihr Hit „Jolene“, in dem, sie diese bittet, ihr nicht den Mann auszuspannen, durchaus, sagt sie, einen realen Hintergrund. Und der im zweiten Teil ihrer Show nahezu A-Capella vorgetragene Song “ Little Sparrow“ ist eine sehr zu Herzen gehende Warnung „Never trust the hearts of men, oh the sorrow never ends…“
Auch Bob Dylans „Don’t think twice, it’s all right“ gehörte zum Repertoire und im zweiten Teil vor allem jede Menge Songs aus den 80’er Jahren, von „Islands in the stream“ bis hin zu „9 To 5“.
Wir Fans waren ein bunter Haufen, denn auch viele Besucher des „Christopher-Street-Days“ in der Kölner Innenstadt, dessen Buntheit wir selbstverständlich auch genossen, hatten den Weg in die LanXess-Arena gefunden. Und so mischten sich unter die vielen Western-Outfits auch noch eine Menge kunterbunter Vögel, die ein Sing-Along mit Dolly machten – „I love your accent“, lachte sie und zeigte sich durchaus informiert über die anstehende CSD-Parade, bei der „sicher einige so aussehen werden wie ich“.
Die Band spielte wundervoll mit, hielt sich aber begleitend im Hintergrund, denn es war allein Dollys Show. Und das ist glaube ich auch der Schlüssel ihres Erfolges: Während große Stars wie Whitney Houston gemanagt und geleitet wurden und daran zerbrachen, hat sie immer die Fäden in der Hand, vor und hinter der Bühne und ist deshalb eigentlich auch – bei all ihrer in der Smoky-Mountains- Tradition fußender Lebensweise – ein gutes Beispiel, wie Frau sich in der Männerwelt behaupten kann.
Nicht ganz überraschend endete das Konzert mit ihrem Welthit “ I will always love you“, den nur sie selbst so wunderschön singen kann, und ein Rundblick in der Arena zeigte viele tausend Paare, die dabei eng umschlungen mitsangen.
Danke für den Bericht! Ich mag Dolly Parton auch, und ihren Song „Coat of many colors“ habe ich oft gehört. Kennste auch Dollys Ausspruch: „My boobs are fake, my hair is fake, but my voice is real“?
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Ja, Dolly ist schon sehr besonders.
Beste Grüße
Hermann
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Das mit den gefakten Boobs hat sie auf facebook gepostet, nachdem ihr unterstellt wurde, sie würde nicht mehr singen, sondern nur noch Playback machen. Her voice was real, I am sure 🙂
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