Seit gestern gilt in Frankreich die „L’interdiction du port de la burqa en public:“ – Das Verbot, in der Öffentlichkeit den „„voile intégral“ zu tragen. Das Burka-und Niqabverbot. Bereits am Sonntag verhaftete die Polizei 59 Dermonstranten, darunter 19 Burka-Trägerinnen, die gegen das Verbot demonstrierten. Islamophobie macht sich breit, nicht nur an den Stammtischen, sondern nun auch staatlich verordnet.
Zwischen vier und sechs Millionen Muslime leben in Frankreich und stellen damit die größte islamische Gruppe in Europa dar. Ungefähr 2000 Frauen tragen Burka oder Niqab, das ist eine verschwindend kleine Anzahl, die nun eine weltweite Beachtung findet. 150.-€ Buße soll die Vollverschleierung kosten, die Polizei ist angewiesen, keinerlei Gewalt anzuwenden und gegebenfalls soll es im Wiederholungsfall einen Kurs in Staatsbürgerkunde geben.
In Autos, Hotels und privaten öffentlichen Räumen greift das Verbot im Übrigen nicht.
Schon rufen Prediger in Frankreich zur Solidarität mit den Opfern Sarkozys auf, die dieser, so darf man annehmen, vor allem braucht, um die nächsten Wahlen zu gewinnen.
Wie schon früher hier kommentiert, geht es nicht um die Privatisierung oder gar Problematisierung von religiöser Symbolik im Allgemeinen. Vielmehr nur gegen islamische Symbolik – Glaubwürdig wäre das ganze nur, wenn man jede Symbolik verbieten würde ( wobei offen bleibt, ob das irgendeinen Sinn macht).
Im Alltag regiert das Aneinander- vorbei. Mir begegnen tagtäglich muslimische Frauen, die an ihren unförmigen Kleidungen ebenso erkennbar sind wie an dem demonstrativen Desinteresse, mit ihrer europäisch geprägten Umgebung Kontakt aufzunehmen. Im besten Fall kommunizieren diese Frauen noch an der Kasse im Supermarkt oder in Elternsprechstunden in der Schule. Umgekehrt gilt das natürlich auch: Wer nimmt schon tatsächlich Kontakt zu muslimischen Frauen in der Nachbarschaft auf, wen interessiert wirklich der „way of life“, den diese pflegen? – Wenn kommuniziert wird, dann mit den Familienvätern und Ehemännern, denn diese sprechen in der Regel die Landessprache und sind das Bindeglied zum europäischen Leben.
Das betrifft- im Gegensatz zur Vollverschleierung – eine richtig große Anzahl muslimischer Familien und Frauen. Die alltäglich stattfindende Parallelgesellschaft wird sich durch keine staatlich definierte Kleiderordnung und durch keine Verbote aufeinander zu bewegen.
Verständnis für Burka, Niquab und das isoliert-muslimische Leben habe ich nicht, da ich kein Gutmensch bin. Deshalb halte ich viel von Schulpflicht und der Pflicht, Sprachkurse zu besuchen. Nur über die Kinder und über die Sprache gibt es letztendlich die Option, offener miteinander umgehen zu können.
Religion trennt, polarisiert, missioniert und führt zur Intoleranz. Solange es Religion gibt, wird es im Namen irgendeines Gottes Kriege und Progrome geben, Geschlechterdiskriminierung, sexuelle Diskriminierung, Isolierung und Ghettos. Weltweit, in unterschiedlichen Formen. Religion ist der Beginn allen Übels, mit der Abkehr davon und der Rückkehr zum gesunden Menschenverstand wird die Menschheit einen großen Fortschritt machen.