EM-Krawalle breiten sich aus, meldete die Presse und: Fünf Verbände stehen unter Beobachtung, weil sich ihre „Fans“ besonders schlimm aufführen würden. Das ist nur ein kleiner Teil der Wahrheit, denn die UEFA selbst schürt seit Jahren den Nationalismus und sorgt mitsamt Presse und Fernsehen dafür, dass der Fussball sich nicht völkerverbindend, sondern in Nationalsiegen oder Niederlagen auf dem Spielfeld und drumherum definiert.
„Stimmungsvolle Nationalhymnen“ werden wir hören, schmachtete Tom Bartels gestern beim Spiel Nordirland-Deutschland in sein Mikrofon und: Wie immer könne man den Inhalt der Nationalhymnen auf Videotext mitlesen (und mitgrölen?) Und im Vorfeld wird der unsäglich-unerträgliche deutsche Schlagersänger Grönemeyer mit seiner mehlig-abgehackten Stimme vor die Kameras geführt und darf dort dann hoffen, dass die Nordiren unserer Mannschaft „nicht so schlimm auf die Knochen gehen“. Der Mann hat ja auch gar keine Vorurteile. Seine selbst auferlegten Denkbarrieren fangen schon mit den billigsten Schubladen, die man im Hirn hat, an, nämlich dass die Deutschen fair sind und der jeweilige Gegner foult und hinterlistig ist.
Nachdem so der Boden für das jeweilige Wir-Gefühl der biersüffigen Zuschauer bereitet ist, kommt noch etwas besonders Ekelhaftes hinzu: Die heutzutage selbstverständlich praktizierte Kindesmißhandlung:
Da wird eine im Prinzip nette Idee, dass Profis und der Fußball-Nachwuchs zusammen gehören und auf den Platz laufen, für das militaristische Nationalhymnen-Gegröle entfremdet und die Kinder stehen stramm, legen wie die Profis die Hand aufs Herz (früher wurde sie noch zum Hitlergruß erhoben) und singen den ganzen Chauvinistenquatsch mit, ohne ihn zu verstehen. Kinder, die nicht wissen können, wofür ihre televisions-kompatiblen Bilder herhalten, werden dirigiert und manipuliert.
Man müsste die ganze Bande anzeigen, mitsamt den Eltern, die ihre Kinder in Nationalfarben anmalen und im Stadion zum Mitgrölen der jeweiligen Nazionalhymne zwingen. Man könnte jetzt einwenden,die Kids täten das selbstverständlich freiwillig. – Nicht umsonst jedoch führt die evangelische Kirche eine Konfirmation frühestens mit 14-jährigen Teenagern durch mit der Begründung, vorher könnten die künftigen Christen rein verstandesgemäß noch gar nicht begreifen, was ein Glaubensbekenntnis sei und worauf sie sich mit der Kirchenmitgliedschaft einliessen.
Das ganze Brimborium wird dann meist noch von Militärkapellen bespielt und von geschäftstüchtigen Opernstars oder Schlagersternchen besungen, die sich davon mehr Umsatz versprechen.
Und dann schweift die Kamera über die stocksteif aufgereihten Nationalspieler, die ihre Nase verträumt in den Himmel recken und mit verklärten Augen „ihre“ jeweilige Hymne singen. Dann streicht die Kamera über die Trainerbank und erfasst den jeweiligen Trainerstab, der selbstverständlich auch den Erfolg der Partie davon abhängig macht, wie geschlossen telegen man wirkt und wie laut man den Chauvisong vorträgt. – Schlußendlich werden dann noch – vor allem hübsche weibliche- Zuschauer(innen) gefilmt, die sich entsprechend geschmacklos mit „ihren“ Nationalfarben zugekleistert haben. Auch schwarz-rot-goldene Hitlerbärtchen sind in Mode gekommen und lassen uns ahnen, wie die Zukunft hier aussehen kann, wenn Freedom and Democracy immer nur die Freiheit des eigenen Großkapitals ist.
Schlussendlich kommen dann die unsäglich langweiligen Fernsehkommentatoren zu Wort und es gibt leider keine Möglichkeit, ihr Mikrofon abzuschalten oder auszublenden (beim früheren Pay-TV-Sender Premiere gab es diese Option…). Ich leide unter der dort demonstrierten Spracharmut und den Halbsätzen, den Substantiven ohne Artikel, den Sätzen wahlweise ohne Subjekt, Prädikat oder Objekt und würde mich nicht wundern, wenn Bartels und Konsorten durch die B1-Standard-Deutschprüfung für Flüchtlinge fallen würden. Sie betreiben Kriech-Journalismus und schleimen sich ohne jeglichen Anflug von Kritik wahlweise in das aufnahmebereite Hinterteil des FC Bayern, des Bundestrainers oder des Innenministers.
Investigativ wird diese Journaille nur, wenn es darum geht, Drogen und Doping in Russland zu finden und die dazu gehörigen Spritzen dem dortigen Staatsoberhaupt Putin persönlich in die Hand zu dichten. Da werden sie sowas von kritisch – die Journalisten die soviel besser wüssten, wenn sie nicht selber fressen müssten.
So sorgt die UEFA dafür, dass Sport nicht verbindet. Im Gegenteil. Sie produziert ein Spiegelbild der von Krieg und Armut geprägten Menschheit, des auseinanderstrebenden Europas und des vom Westen täglich neu geschürten Chauvinismus, der heutzutage unbotmäßige Staaten wie Russland trifft oder sich nach außen und innen „Krieg gegen den Terror“ nennt und dazu führt, dass die Bürgerrechte pulverisiert werden, der totale Überwachungsstaat installiert wird und die Nato-Truppen weltweit Krieg führen, was natürlich nicht so heißt, sorry, es nennt sich „militärisches Engagement“.
Um das ungehindert tun zu können, lenkt man die Massen, das Lumpenproletariat und die schwarz-braunen Intellektuellen in die Stadien und deren Umfeld und lässt diese dort ihren Frust austoben. So bleibt keine Ressource übrig (falls sie vorhanden wäre) um die Machtfrage zu stellen und den ganzen reichen Klüngel zu enteignen. Dafür ist die Fußball-EM bestens geeignet. Fortsetzung folgt bei den „Olympischen Spielen“ in Brasilien. Same procedure, same slapping and same dullness.
Hat dies auf Der Rote Salon rebloggt.
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Fußball muß dreckig bleiben!
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